Kalendersysteme
Im täglichen Leben benutzen wir den
Gregorianischen Kalender
, um
Datumsangaben zu machen. Im Alltag ermöglicht es uns dieser Kalender
mit seinen Zeitabschnitten Jahr, Monat und Tag Datumsangaben sinnvoll
einzuordnen. Für eine Verwendung in der Ephemeridenrechnung ist der
Gregorianische Kalender
aber eher ungeeignet. So ist es z.B.
schwierig die Zahl der Tage zwischen zwei Datumsangaben anzugeben.
Dies liegt einfach daran, daß Monate eine unterschiedliche Zahl von
Tagen haben und man manchmal auch noch Schalttage hat.
In der Ephemeridenrechnung ist es deshalb üblicher das
Julianische Datum
zu benutzen. Darunter versteht man einfach die Zahl der Tage, welche
seit dem 1. Januar 4713 v. Chr. 12:00 Uhr vergangen sind.
Wir wollen uns im folgenden mit der Umrechnung des
Gregorianisches Datums
in das
Julianische Datum
befassen.
Um die entsprechende Umrechung durchführen zu können, müßen wir uns
aber erst etwas grundsätzlicher mit den alltäglichen Begriffen wie Jahr und Tag
befassen.
Jahre und Tage
- Wahrer Sonnentag:
- Der Tag ist wohl eine der natürlichsten Zeiteinheiten, welche dem
Menschen zur Verfügung steht. Am Mittag um 12 Uhr Ortszeit hat
die Sonne ihren höchsten Stand erreicht. Als
Wahren Sonnentag
definieren wir den Zeitraum zwischen
zwei aufeinanderfolgenden Sonnenhöchstständen (Kulmination). Die Länge eines Sonnentages hängt zum einen natürlich
von der Rotationsgeschwindigkeit der Erde um ihre eigene Achse ab. Zum anderen legt die
Erde aber auch noch eine Wegstrecke auf ihrem Weg um die Sonne zurück.
Deshalb hängt die Dauer eines Sonnentags sowohl von der Rotationsgeschwindigkeit der Erde um sich
selbst als auch von der Rotationsgeschwindigkeit der Erde um die Sonne ab.
Siehe hierzu auch das Kapitel
Sonnentag und Sterntag
.
- Mittlerer Sonnentag:
- Wahre Sonnentage
sind nicht immer gleich lang. Dies liegt daran,
daß die Bahn der Erde um die Sonne kein exakter Kreis sondern eine Ellipse ist. Dadurch schwankt der Abstand
der Erde zu Sonne und insbesondere schwankt auch die Geschwindigkeit mit welcher sich die Erde um die
Sonne bewegt. Ein weiterer Grund liegt in der Neigung der Erdachse zur Ekliptik. Aufgrund der unterschiedlichen
Neigung von Äquatorebene und Ekliptik nimmt die Rektaszension der Sonne nicht gleichmäßig zu. Da man aber doch
Tage von gleicher Länge haben will, mittelt man die
Wahren Sonnentage
über ein Jahr. Der gemittelte Tag
wird als
Mittlerer Sonnentag
bezeichnet. Der
Mittlere Sonnentag
entspricht dem Tag mit seinen 24 h
welchen wir im Alltag benutzen. Siehe hierzu auch Kapitel
Wahre und Mittlere Sonne
.
Im folgenden werden wir die Zeitdauer eines
Mittleren Sonnentags
als
\(T_{day}\)bezeichnen und setzen
\(T_{day}=1\mbox{d}\)(d für Day).
- Sterntag:
- Ein
Sterntag
(englisch: sidereal day) ist definiert als die Zeit, welche zwischen zwei aufeinander folgenden Kulminationen des Frühlingspunkts (siehe
Frühlingspunkt
) vergeht.
Den Frühlingspunkt kann man sich als weit von Sonne und Erde entfernten Punkt vorstellen. Die Bewegung der Erde um die Sonne ist deshalb für
den Sterntag zu vernachlässigen. Die Dauer eines Sterntags entspricht also im wesentlichen der Rotationsdauer der Erde um die eigene Achse.
Zwischen Sterntag und Sonnentag besteht eine Beziehung. Es sei
\(T_{year}\)die Dauer eines tropischen
Jahrs und
\(T_{sidereal}\)die Dauer eines Sterntags. Während eines Jahrs dreht sich die Erde dann
\(T_{year}/T_{sidereal}\)mal um die eigene Achse.
Würde man
die Eigenrotation der Erde anhalten, so würde wegen der Bewegung der Erde um die Sonne innerhalb eines Jahres die Sonne trotzdem einmal auf- bzw. untergehen. Dabei würde die Sonne dann aber im Osten untergehen. Innerhalb einer Jahres hat man also effektiv
\(T_{year}/T_{sidereal}-1\)Sonnentage. Damit ergibt
sich für die Dauer des
Mittleren Sonnentags
\(T_{day}\)
$$\begin{eqnarray*}
T_{day}&=&\frac{T_{year}}{T_{year}/T_{sidereal}-1}\\
\frac{1}{T_{sidereal}}&=&\frac{1}{T_{day}}+\frac{1}{T_{year}}.
\end{eqnarray*}$$ |
|
Mit
\(T_{year}=365.24219052\mbox{d}\)ergibt sich
\(T_{sidereal}=0.99726956635\mbox{d}\)(das sind 23 Stunden, 56 Minuten und 4.091 Sekunden).
Der Länge eines
Sterntags
verändert sich im Laufe der Zeit etwas, da sich aufgrund von Präzession und Nutation der Frühlingspunkt verschiebt.
- Siderische Tag:
- Ein
Siderischer Tag
(englisch: stellar day) ist ähnlich definiert wie ein Sterntag. Anstatt des Frühlingspunkts zur Messung einer Erdrotationsperiode wird hier allerdings ein weit entfernter bewegungsloser Fixstern benutzt.
Beim
Siderischen Tag
entfällt hierdurch der Einfluß von Präzession und Nutation.
Da Präzession und Nutation sich nur für lange Zeiträume auswirken, unterscheiden sich der
Sterntag
und der
Siderische Tag
nur wenig voneinander.
- Tropisches Jahr:
- Das
Tropische Jahr
ist definiert als die Zeit, welche zwischen zwei aufeianderfolgenden Durchgängen der Erde durch den
Frühlingspunkt vergeht.
Die Länge eines tropischen Jahrs beträgt
\(T_{year}=365.24219052\mbox{d}\)(das sind 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45,261 Sekunden).
- Siderisches Jahr:
- Das
Siderische Jahr
ist ähnlich definiert wie das
Tropische Jahr
. Beim
Siderischen Jahr
wird allerdings die Lage der Erde zu
einem weit entfernten bewegungslosen Fixstern betrachtet. Wenn die Erde wieder die selbe Lage zu diesem Fixstern hat, so ist ein
Siderisches Jahr
vergangen. Beim
Siderischen Jahr
entfällt also der Einfluß von Präzession und Nutation
Da Präzession und Nutation sich nur für lange Zeiträume auswirken, unterscheiden sich das
Tropisches Jahr
und das
Siderische Jahr
nur wenig.
Der Julianische Kalender
Die Schaltjahrproblematik in der Kalenderrechnung resultiert aus der Tatsache, daß ein Jahr
\(T_{year}=365.24219052\mbox{d}\)eben nicht ein ganzzahliges Vielfaches eines Tages ist.
Der
Julianische Kalender
(nicht zu verwechseln mit dem
Julianischen Datum
) versucht dieses Problem zu lösen, indem er mit Jahren von 365 Tagen Länge arbeitet.
Zusätzliche wird dann jedes 4. Jahr ein Schalttag eingeschoben wird. Damit dauert ein
Julianisches Jahr
im Mittel
\(T_{jul}=365.25d\).
Der
Julianische Kalender
wurde von
Julius Caesar
eingeführt. Man wendet ihn heute aber auch für die Zeit
vor
Caesar
an.
Der Gregorianische Kalender
Der
Gregorianische Kalender
wird von uns heute noch im Alltag benutzt.
Er wurde als Nachfolger des
Julianischen Kalenders
eingeführt,
da beim
Julianischen Kalender
die mittlere Dauer eines Jahrs von der Dauer des
Tropischen Jahrs
um
\(T_{jul}-T_{year}\approx 11 \mbox{min}\)abweicht.
Bei Verwendung des
Julianischen Kalenders
verschiebt sich also schon nach etwa 130 Jahren der Frühlingsbeginn
(Durchgang der Sonne durch den Frühlingspunkt) um einen Tag. Im Laufe der Zeit würden sich also die Jahreszeiten
verschieben.
Zur Vermeidung dieser Verschiebung wurde der
Gregorianische Kalender
eingeführt, welcher eine verbesserte
Schaltjahresregelung benutzt:
Beim
Gregorianischen Kalender
ist ein Jahr dann ein Schaltjahr, wenn es
- durch 4 teilbar ist (wie beim
Julianische Kalender
)
- es aber nicht durch 100 teilbar ist
- durch 400 teilbare Jahre sind immer Schaltjahre.
Damit ergibt sich im
Gregorianischen Kalender
eine durchschnittliche Länge des Jahres von
\(T_{greg}=365\mbox{d} + (1/4 - 1/100 + 1/400)\mbox{d} = 365.2425\mbox{d}\), womit das
Tropische Jahr
schon besser approximiert wird.
Der
Gregorianische Kalender
wurde von
Papst Gregor XII
eingeführt. In seiner päpstlichen Bulle
Inter gravissimas
vom 24. Februar 1582 bestimmte
Papst Gregor XIII
, daß im Jahre 1582 10 Tage zu
überspringen sind. Auf den 4. Oktober sollte gleich der 15. Oktober folgen. Die 10 Tage wurden übersprungen,
um die durch den
Julianischen Kalender
verursachte Verschiebung auszugleichen. Durch die Verschiebung
begann der Frühling dann wieder am 21. März.
Das Julianische Datum
Das
Julianische Datum
wird häufig in der Emphemeridenrechnung benutzt, da es frei von
Unregelmäßgkeiten wie Monaten mit einer unterschiedlichen Zahl von Tagen oder von Schaltjahren ist.
Es ist definiert als die Zahl der Tage, welche seit dem 1. Januar −4712 (4713 v. Chr.) 12:00 Uhr Weltzeit vergangen sind.
Nun haben wir alle Grundlagen zusammen, um uns mit der Berechnung des
Julianischen Datums
aus dem
Kalenderdatum (
Gregorianischer Kalender
oder vor 1582 der
Julianische Kalender
) zu befassen.
Julianischen Datums am 1.1 eines Jahres 12 Uhr UT
Wir berechnen zunächst das
Julianische Datum
am 1. Januar eines beliebigen Jahres für 12 Uhr UT (Weltzeit).
Im
Julianischen Kalender
müßen wir dazu einfach die mittlere Dauer eines
Julianischen Jahrs
mit der Jahreszahl
multiplizieren. Dazu kommt noch ein Offset, da wir im Jahr -4712 die Tage zu zählen beginnen. Als ersten Ansatz
können wir für das
Julianische Datum
am 1.1 12:00 Uhr UT des Jahres
\(y\)also schreiben
$$
\mathrm{JD}_0 = 365.25(4712+y).
$$ |
Nun ist im
Julianischen Kalender
ein Jahr entweder 365 Tage lang oder eben 366 (Schaltjahr). Wir
müßen die Formel also noch durch Verwendung der int-Funktion diskretisieren
$$
\mathrm{JD}_0 = \mbox{int}(365.25(4712 + y)+0.75).
$$ |
Man überzeigt sich leicht, daß für
\(y=-4711\)man
\(\mathrm{JD}_0=366\)erhält, was ja auch korrekt ist, da das Jahr
-4712 ein Schaltjahr ist.
Wir müßen nun noch den
Gregorianischen Kalender
einführen.
Dazu addieren wir einen Korrekturtem
\(B\), welcher die Anzahl der Tag angibt, um welche sich
Gregorianischer
und
Julianischer Kalender
unterscheiden. Durch den Zeitsprung von
10 Tagen gilt für das Datum 15.10.1582 zunächst
\(B=-10\).
Da der
Gregorianische Kalender
weniger Schaltjahre besitzt verringert sich der Korrekturterm
in jedem 100er Jahr welches nicht durch 400 teilbar ist um einen weiteren Tag.
Wir müssen also
\(12-\mbox{int}(y/100)+\mbox{int}(y/400)\)zu B addieren. Der Offset 12 ergibt sich
aus
\((1582/100)-\mbox{int}(1582/400)=12\).
Damit ergibt sich insgesamt:
$$\begin{eqnarray*}
\mathrm{JD}_0&=& \mbox{int}(365.25(4712 + y)+0.75) + B \\
B&=&\left\{
\begin{array}{ll}
0 & ;\mbox{Julianisches Datum, bis einschließlich 4.10.1582} \\
-\mbox{int}(y/100)+\mbox{int}(y/400) +2 & ;\mbox{Gregorianisches Datum}
\end{array}\right.
\end{eqnarray*}$$ |
|
Julianische Datums zu einem beliebigen Zeitpunkt
Aufbauend auf den Ergebnissen des vorherigen Abschnitts wollen wir nun
das
Julianische Datum
zu einem beliebigen Zeitpunkt berechnen.
Dazu definieren wir uns zuerst eine Funktion
\(\mbox{days}(m)\), welche die Anzahl
der Tage eines Monats
\(m\)liefert (ohne Berücksichtigung von Schaltjahren).
Also
\(\mbox{days}(1)=31\),
\(\mbox{days}(2)=28\),
\(\mbox{days}(3)=31\),
\(\mbox{days}(4)=30\)usw.
Wenn in einem Jahr
\(m\)Monate vergangen sind, dann ergibt sich die Zahl
der Tage in diesen Monaten zu:
$$
\mbox{Days}(m) = \sum_{n=1}^{m} \mbox{days}(n).
$$ |
Für ein Datum
\(d.m.y\)(z.B. für 12.3.2004 ist
\(d=12, m=3, y=2004\)) in einem beliebigen Jahr, wobei im fraglichen Jahr der 28. Februar
noch nicht überschritten sein darf, können wir nun das
Julianische Datum
berechnen:
$$
\mathrm{JD}(d,m,y,UT)=\mathrm{JD}_0(y)+\mathrm{Days}(m-1)+d-1+(UT-12)/24.
$$ |
Dabei ist
\(UT\)die Weltzeit gemessen in Stunden.
Wenn
\(y\)kein Schaltjahr ist, dann gilt diese Formel auch für ein Datum nach
dem 28. Februar des Jahrs
\(y\).
Für ein Schaltjahr muß ein zusätzlicher Tag
addiert werden.
\(\mbox{JD}_0(y+1)-365\)ist, falls
\(y\)kein Schaltjahr ist, mit
\(\mbox{JD}_0(y)\)identisch.
Falls
\(y\)ein Schaltjahr ist, gilt
\(\mbox{JD}_0(y+1)-365=\mbox{JD}_0(y)+1\).
Damit können wir insgesamt schreiben:
$$
\mathrm{JD}(d,m,y,UT)=
\left\{
\begin{array}{l}
\mathrm{JD}_0(y)+\mbox{Days}(m-1)+d-1+(UT-12)/24 \\
\mbox{Datum bis zum 28. Februar} \\
\\
\mathrm{JD}_0(y+1)-365+\mbox{Days}(m-1)+d-1+(UT-12)/24 \\
\mbox{Datum nach dem 28. Februar}.
\end{array}
\right.
$$ |
Alternative Formel
In der Wikipedia finden sie eine
alternative Formel
zur Berechnung des
Julianischen Datums
.
Diese Formel ist etwas einfacher, weil man sich die etwas umständliche Summierung über die Tage der Monate
\(\mbox{Days}(m)\)spart.
Ich habe allerdings nie verstanden, warum die alternative Formel funktioniert, und verwende sie deshalb eher ungern.